WAS GESCHAH

Hintergründe des Haberfeldtreiben

Ablauf
Der Geheimbund der Haberer, informiert durch Ladebriefe in Geheimsprache, traf sich meist
an Markttagen, allerdings an abgelegenen, absolut geheimen Orten.
Mitglied der Vereinigung konnte man nur auf Empfehlung und nach genauester Prüfung werden, meist wurde die Zugehörigkeit vom Vater auf den Sohn vererbt. Die Versammlung wurde vom Haberermeister und Habererrat geleitet. Die Bezirksführer berichteten dort von Vergehen und Verbrechen in Ihrer Gegend, die nicht von der öffentlichen Gerichtsbarkeit erfasst worden waren. Für die Mitteilungen musste auf Ehr und Gewissen garantiert werden, niemand durfte aus Neid oder Rache bezichtigen. Ein Treiben wurde aber erst beschlossen, wenn vorausgehende Mahnungen bei den Missetätern nichts gefruchtet hatten.
Zum eigentlichen "Treiben" trafen sich dann vorwiegend junge, unverheiratete Bauernsöhne, auch Knechte und Taglöhner, in mondscheinlosen Nächten vermummt und mit geschwärzten oder gelb angestrichenen Gesichtern und falschen Bärten an verabredeten Treffpunkten und marschierten (oft über 100 Teilnehmer! ) zum Wohnort der Delinquenten.
Bei großer Anzahl blieben sie aber (schon zur eigenen Sicherheit) meist außerhalb des Dorfes auf einer Anhöhe. Die betroffen Haus- oder Dorfbewohner wurden von ein paar wenigen Haberern geweckt, ans Fenster oder an die Tür geholt, durften aber das Haus nicht verlassen.
Die Kulthandlung lief nach einem überlieferten Ritus in Form eines Gerichtsprozesses ab.
Nach etwa 20 minütigem "Grewoi" (Krawall) mit Glocken, Schellen, Ratschen, papierenen Lärmtrompeten, später auch Böllern und Gewehrschüssen begann der Meister, wenn sich inzwischen genügend Neugierige eingefunden hatten, im Fackelschein zu lesen.
"Im Auftrag des Kaisers Karl vom Untersberg müss'n mia heut wieder Haberfeldtreibn ..."
Die Verfehlungen wurden dann in Versform in Wechselrede de Haberermeisters mit seinen Haberern vorgetragen. So z.B. bei einem Treiben 1828, weil der Bauer sich als Verheirateter trotz Mahnungen der Gemeinde, des Pfarramtes und des Landgerichtes mit einer "Dirne", die bei ihm in Dienst war, eingelassen hatte.
"Hah,jetzt sind wir da! Weil du die Hure nicht kannst meiden, so tun wir die ins Haberfeld treiben. So wollen wir den langnasigten Daxhammer mit der Hure titulieren....."
Der Meister fragte: "Is des wahr?" Die Haberer bestätigten "Ja, wahr is!" Der Meister rief dann "Nachad treibt's zua!" Daraufhin wurde wieder gelärmt, gepfiffen, musiziert und geschossen.
In ähnlichen Reimen wurde das Betragen des Bauern und seiner Dirn ( Magd) ausführlich geschildert und immer wieder mit Lärmen und der Wechselrede untermalt. Mit einem "Hoch" auf den Landesvater und langanhaltendem ekstatischem Lärmen endete man und spielte beim Rückzug wie immer das Lied "Was man aus Liebe tut".

< zurück                                                                                     weiter >