WAS GESCHIEHT

Was es ist und was es nicht ist

Wer das Bild auf unseren Plakaten gesehen hat und zu einer Freilichtaufführung in einem landwirtschaftlichen Anwesen mitten in Aying kommt, erwartet ein Bauernstück anno achtzehnhundertsowieso..., weit vor dem ersten Weltkrieg. Mit einem besonders deftigen
Stückl rechnen die, denen außerdem das altbayerische Liedgut geläufig ist.
Sofort haben wir die Zeile "....da san ma Tag und Nacht bei de Menscher g'leng..." aus dem "Dudlhofer" im Ohr. Mit Menscher sind die weiblichen Dienstboten gemeint.
Gebrüllt: "Mentscha", verschärft mit dem deutlichen "t" in der Mitte, mit dem "a" am Ende
dann noch abwertender, durch die Abgrenzung nach unten hin zum Vieh.
Diesmal gibt´s sogar ein Haberfeldtreiben, heißt's! Da geht's auf! Also sicher ein
Bauernstückl, angesiedelt auf einem Hof irgendwo zwischen Inn, Salzach und Isar, Ende
des 19. Jahrhunderts, wo es wirklich Haberfeldtreiben gegeben hat.
Wir haben die junge Magd Theres, Mitterdirn, also in der Mitte der Rangordnung der
Menscher auf diesem Hof, ihre Mutter, einen Bauern und eine Bäuerin, einen Knecht, und schließlich die Institution Pfarrer. Die übliche, uns in den meisten Bauernstückln altvertraute Konstellation. Ein situiertes Ehepaar, die zwei Dienstboten sind ledig, jung und sicherlich auf Suche. Mutter und Pfarrer sind wie immer dazu da, Ratschläge zu geben.
Die zwei jungen Leute bräuchten eigentlich nicht weit herumzusuchen nach einem Partner,
sie haben ja sich!
Problem ist nur, dass Dienstboten weder Heiratsgut noch Geld haben, also nicht heiraten
können. Bloß eine Liebschaft ohne Heiratabsichten wird nicht geduldet. Wie in den üblichen
"heile Welt" - Stücken kann es dann eigentlich nur noch darum gehen, wie sich Magd und
Knecht trotzdem kriegen. Das wäre also das Übliche.
In unserer Geschichte aber ist die Bäuerin auf den Tod krank. Das kann also kein lustiges
Stückl werden. Und wenn man sich in die Lebenssituation der "Menscher" hineindenkt,
weiß man, dass die Magd den sozialen Aufstieg sucht. Schnell kann man sich ausrechnen,
auf was die Geschichte dann hinauslaufen wird. Noch viel mehr, wenn sich dabei wohl etwas abspielt, das die Volksjustiz des Haberfeldtreibens heraufbeschwört.